Geschichten vom Weihnachtsmarkt (02): GELD

Stuttgart - Am Rathaus:


”Da war dieses freundliche, ältere Paar, das sehr sorgsam die DailySoap Auslage in Augenschein nahm. Stammkunden wahrscheinlich. Wissend und wertschätzend betrachteten Sie, berührten und rochen. ‘Oh schau, die …’, sagte er und wies auf den Zapfen hin. Das Seife und Weihnachtsmärkte an sich etwas wirklich besonderes sind, merkt man spätestens an solchen Kunden: zartes Lächeln, irgendwie erfüllt und gewillt sich und anderen etwas gutes zu tun.

‘Wir kommen nochmal…’ sagte sie, als sie sich für zwei Sterne entschieden hatte. Sicher öffnete sie ihre Handtasche und entnahm zwei kleine Tütchen. Die Geschichte dazu: Über das Jahr hinweg sammeln sie Kleingeld. Im Dezember sortieren sie gemeinsam die Münzen zu jeweils 5 Euro Häufchen, die in kleinen Tütchen gefüllt, den Grundstock für die Weihnachtsmarktbesuche bilden.”

Diese Geschichte, die auf eine berührende Art etwas besonders weihnachtliches hat, hat noch viele Ebenen mehr.

Da wäre die Tatsache, das wir uns über Kleingeld immer freuen, denn für Wechselgeld müssen wir etwas bezahlen.

Immer wieder fühlt sich das merkwürdig an, wenn man bei der Bank für Wechselgeld etwas beszahlen muss, also mit Geld Geld bezahlt. Das war nicht immer so, aber die Zeiten haben sich geändert und zu dem Wert, der auf den Münzen steht, wird der Aufwand gerechnet, den der Umgang damit bedeutet. Das ist vielleicht nachvollziehbar mutet aber doch immer wieder falsch an.

In einem Drogeriemarkt im Hamburg steht im Eingang ein Automat an dem man sein Kleingeld einwerfen kann. Die Maschine zählt und verlangt für das Zählen Prozente. Heraus kommt ein Betrag, den man mit seinem Einkauf verrechnen lassen oder sich auszahlen lassen kann. Der prozentuale Abzug ist nicht unerheblich und das Geld verliert sein Wert - man fühlt sich wie am Pfandautomat.

Das der Wert des Geldes nur eine Vereinbarung ist, weiss man vielleicht, aber wenn es dann sichtbar wird, hinterlässt es doch ein eigentümliches Gefühl.

Eine Geschichte über Geld können Sie in dem Feature G wie Geld hören. Vielleicht etwas für Tage, an denen Sie ihr Kleingeld zählen und in kleinen Häufchen sortieren

Dr. C's Conversationslexikon: G wie Geld (SWR 2)
Geld ist schön und demokratisch und eine grandiose Erfindung, aber eben auch ein Problem – nur was für eins? Zwischen den Opfer-Ritualen der Vorzeit, der Gewissheit, das Geld ein Band des Vertrauens ist und dem steten Verschwinden des Geldes, gibt es viele Fragezeichen.

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Geschichten vom Weihnachtsmarkt (03): Duft

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Julia Alicka, Alter/POW, Mannheim (07)